Elias David
Moncado

Ovationen für einen elektrisierenden Ton

Ovationen für einen elektrisierenden Ton

Der 13-jährige Elias David Moncado glänzt beim Muttertagkonzert der Philharmonie am Forum mit Mendelssohns Violinkonzert.

OFFENBURG. Ein 13-Jähriger war der Star des Abends am Sonntag in der Reithalle. Beim Konzert der Philharmonie am Forum übernahm Elias David Moncado den Solopart in Mendelssohns Violinkonzert. Indessen brauchte es keinen Welpenschutz: Der junge Geiger wäre für seine virtuose und gespürvolle Darbietung auch bejubelt worden, wenn er das doppelt oder dreifache Alter gehabt hätte.

Technisch war es souverän, wie Moncado den schwierigen Part meisterte. Da ist zum einen der Ton, wunderbar intensiv in der lyrischen Eingangspassage, aber eben nicht dick, ein Klang, der elektrisiert, der bewegt. Später, im langsamen Mittelteil, ist dieser wie gesungen klingende Ton wieder da, diesmal fülliger und nicht ohne die süße Sehnsucht, die in Mendelssohns fast schon überirdisch schöner Andante-Melodie mitschwingt. Sie erhebt sich über einem samtigen Teppich aus Fagott- und Hörnerklang – wie ein Bett aus Moos, und quasi im Laub darüber das Lied einer Drossel.

Die rasanten Passagen, die virtuosen Kadenzen, mit erregtem Flattern, mit Doppelgriffen, Glissandi, mit rasenden Läufen, die in die höchsten Klangbereiche des Instruments führen, bewältigt Elias David Moncado, als wäre es nichts. Er steht selbstbewusst auf der Bühne, man hat den Eindruck, dass er sein Können kennt und es genießt, dieses Können zeigen zu dürfen.

Die Philharmonie begleitet souverän. Da passt jeder Ton, jeder Einsatz, die Ausgewogenheit zwischen Solist und Orchester ist perfekt. Immer wieder ist da Zwiegespräch zwischen dem Solisten und “Klangfeldern” aus dem Orchester: Klarinetten, Hörner, Flöte. Und immer wieder der Wechsel zwischen tänzerisch-schwungvoll und lyrisch, ehe Fanfarenstöße den Schlussspurt einleiten und die Solovioline einen hochvirtuosen Tanz intoniert, spritzig, prickelnd. Das Publikum rast vor Begeisterung.

Zur Einstimmung auf diese mitreißenden Momente bot die Philharmonie den “Sommernachtstraum” von Mendelssohn – ein starker Gegensatz zu den kräftigen Regengüssen draußen. Die Musik hat etwas erregend- geheimnisvolles, ohne bedrohlich zu wirken: Das Aufleuchten der Holzbläser, gefolgt von elfenhaftem Streichergeflatter, das in ein fröhlich-festliches Tutti übergeht, in einen Klangwirbel mit Pauken und Blech voller Schwung. Auch hier sind charmante Begegnungen zu erleben. Etwa, wenn bei der Wiederholung des Anfangsthemas die drei aufsteigenden Flöten/Holzbläser-Akkorde ein Echo in der Tuba finden – wundervoll anregende, launige Musik, von Rolf Schilli und seinem Orchester anregend und launig dargeboten.

Dunkel-getragen ging es nach der Pause weiter, mit dem “Schwan von Tuonela” von Jean Sibelius. Das Tierchen bringt der Legende nach auf seinem Rücken die Hingeschiedenen über ein Wasser zur Toteninsel. Wer bei Schwan erstmal an Lohengrin denkt, liegt nicht ganz verkehrt. In dem Werk steckt auch ein bissel Wagner drin. Es ist elegische Musik. Das von Uli Steurer gespielte, ausgreifende Englischhornsolo bewegt sich wie die Wellen eines Sees. Stets scheint die Bewegung nach und nach zu erstarren, um vom Orchestertutti mit dem nächsten Flossenschlag wieder angetrieben zu werden – Musik, die dunkel ist, auch schicksalsbeladen, und dennoch nicht düster.

Peter Tschaikowskys “Schwanensee”-Suite war die passende Abrundung dieses Muttertagprogramms. In ihr steckt Tragik, Süße und Lebenslust gleichermaßen. Offenburg kann sich zu einem Orchester wie der Philharmonie am Forum unter der Leitung von Rolf Schilli nur gratulieren.

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Badische Zeitung | Robert Ulmann