Elias David
Moncado

Eine Melodie als gestenreiches Organ

Eine Melodie als gestenreiches Organ

Elias David Moncado (Violine) und Aimo Pagin in den Abonnement-Konzerten der Alten Kirche Fautenbach

Ein frenetisch umjubeltes Wiedersehen mit zwei Ausnahme-Künstlern feierten die Besucher der Abonnementkonzerte in der Alten Kirche Fautenbach, mit Elias David Moncado (Violine) und Aimo Pagin (Klavier); beide hatten hier ihren Auftritt bereits im Juni und Oktober 2017, am vergangenen Sonntag als außerordentlich homogenes Duo mit Werken von Chopin bis Lutoslawski.

Das Konzert begann mit “Poème”, einem Ton-Gedicht von E.Chausson mit impressionistischen Anklängen im Klavierpart. Mit seinem ersten Ton demonstrierte der Geiger, wie ein Super- Vibrato mezzoforte und lang ausgehalten den Raum in Schwingung vesetzte. Der Komponist war in die Schule des großen César Franck gegangen, dessen wunderschöne Sonate in A-Dur, ein Glanzstück französischer Kammermusik, zum meistgefeierten Werk des Konzerts wurde. Weich und samten intonierte Aimo Pagin die tiefen Non-Akkorde, über die der Geiger eine sängerische Melodie breitete, die in der Gestaltung durch Moncado dem Neun-Achtel-Takt sanft drängende Bewegung gab, die “sempre dolce” mutiger wurde, schließlich in voller Kraft den Raum mit Wohlklang erfüllte.

César Franck verfügt über diese Melodie in allen vier Sätzen wie über ein Organ, dem er gestenreichen Wandel angedeihen lässt, stürmisch im zweiten Satz durch verschiedenste Tonarten jagt und in leidenschaftlichen Aufschwüngen über siebenstimmige Akkorde führt. Ruhevoll bringt dann der dritte Satz eine Art Innehalten. Von unaussprechlichem Reiz ist der Finalsatz (“poco mosso”): Schwer zu sagen, wer von beiden Künstlern das größere Lob verdient – müssen sie doch in z.T. strenger Kanonform um die Schönheit der Darbietung wetteifern, wenn sie Teile der Melodie in- und umeinander schlingen und doch gleichzeitig zu vollkommener Harmonie des Zusammenspiels finden.

Der Jubel schon zur Pause zeigte, wie sehr sie vom Publikum Besitz ergriffen hatten. Im zweiten Teil überraschten sie für kurze Minuten mit Geräuschen, die sich wie jüngst die Abrissbirne am Acherner Parkhaus anhörten: “Subito” (1992) von Lutoslawski. Danach drei Capriccios von Paganini, in denen der erst 17jährige Moncado vorführte, dass ihm kein Hexenwerk auf vier Saiten fremd ist. Aber auch Pagin glänzte im Einzelauftritt um keinen Deut weniger, als er vier Walzer von Chopin in höchstem Schwierigkeitsgrad aus den Tasten wirbelte. Brillanz und Süße des Tons umschwebten die Zuhörer in “Introduktion und Rondo capriccioso” von Saint-Saens. Bestechend war die Eleganz der Tanzfiguren: markant die staccati des Pianisten und in souverän-straffer Bogenführung setzte der Geiger seine mitreißenden Fähigkeiten in Szene. Nach tosendem Beifall, Trampeln, lautem Jubel war die Zugaben-Polonaise von Wieniawski das letzte von vielen, vielen Glanzlichtern.

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