Elias David
Moncado

Ein Vergnügen besonderer Güte

Ein Vergnügen besonderer Güte

Pianistin Shih-Yu Tang und der erst 16-jährige Geiger Elias David Moncado glänzen beim Neujahrskonzert in Lenzkirch.

LENZKIRCH. Zwei junge Virtuosen sorgten im ausverkauften Kursaal in Lenzkirch für ein musikalisches Neujahrsvergnügen, das selbst den Vergleich mit dem Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker nicht zu scheuen bräuchte. Caroline Waldvogel von der Tourismusinformation bedankte sich bei Thomas Oertel, der wieder einmal sein sicheres Händchen bei der Künstlersuche bewiesen und mit Pianistin Shih-Yu Tang und Geiger Elias David Moncado einen wahren Glücksgriff getan hatte. Außerdem wies sie darauf hin, dass die Gemeinde in den beachtenswerten 130 Jahre alten Pfeiffer-Flügel des Kursaals investiert hat, indem sie ihn generalüberholen ließ und ihm künftig eine hauseigene „Garage“ schaffen wird.

Die 1995 in Taiwan geborene Pianistin Shih-Yu Tang, dem Publikum bereits durch einen Auftritt im Jahr 2014 ein Begriff, und der erst 16-jährige Stargeiger Elias David Moncado boten ein aus Liebreiz und Feuer gewobenes Programm, in dem sich Schmankerl an Schmankerl reihte. Was bei den Philharmonikern an Neujahr die Dynastie der Walzerkönige ist, das waren bei diesen Ausnahmekünstlern, die kecke Fröhlichkeit ausgesuchter Scherzi, gepaart mit der Wehmut und dem Temperament des folkloristischen Flairs der sogenannten Zigeunermusik und angereichert mit einer geradezu atemberaubenden Virtuosität.

Pianistin Shih-Yu Tang ließ ihrem jüngeren Kammermusikpartner musikalisch den Vorrang, begleitete ihn kongenial bei seinen Meisterkapriolen und erwies sich nicht nur auf dem Klavier, sondern bei Mozarts Streicherduo auch auf der Bratsche als hochsensibles Gegenüber.

Selbst interpretierte sie den berühmten „Liebestraum“ von Liszt sowie die „Ballade Nr. 4“ von Chopin, wobei sie mit einer Ausdrucksvielfalt bestach, die mit grandioser Leichtigkeit verspielt perlende Läufe ebenso wie innige Passagen und beinahe andächtige Ritardandi, feinsinnige Pianoakkorde ebenso wie triumphale Fortissimi aus den Tasten hervorzaubert.

Der junge Geiger Elias David Moncado schien sich unablässig selbst übertreffen zu wollen. Hatte er bereits im Scherzo aus der FAE-Sonate von Brahms mit Verve und Dramatik begonnen, demonstrierte er bei Tschaikowskis „Valse Scherzo“ op. 34 echtes Zigeunertemperament, das sich bei den berühmten „Zigeunerweisen“ Pablo de Sarasates noch beträchtlich intensivierte. Effektvoll setzte er Glissandi, Linke-Hand-Pizzicati und Springbögen in Szene, brachte aber auch die Wehmut und Melancholie dieser Komposition meisterlich zum Klingen. Bei Eugène Ysaÿes Solosonate Nr. 3 schließlich hielten die Zuhörer gebannt den Atem an angesichts der technischen Brillanz von perfekt intonierten schwierigsten Doppelgriffläufen, die Moncado, gewürzt mit haarsträubend schnellen Läufen, zu einem hochexpressiven Klangerlebnis verschmolz.

Neben so viel rasantem Virtuosentum war es eine reine Ohrenweide, den sanften Wellen der „Thais“-Méditation von Massenet oder der bezaubernden melancholischen Süße von Fritz Kreislers „Liebesleid“ zu lauschen. Mit Camille Saint-Saëns’ „Rondo capriccioso“ als Programmschluss fasste das geniale Duo quasi nochmals alle Facetten seines durch und durch faszinierenden Neujahrskonzertes zusammen, sogar das begleitende Klavier konnte nochmals einige virtuose Kapriolen schlagen parallel zur schier unerschöpflichen Virtuosität der Geige. Aber auch Anmut und nicht zuletzt Klarheit und meisterliche Präzision kamen nochmals eindrücklich zur Geltung. Kein Wunder, dass das Publikum die Künstler nicht ohne Zugabe gehen lassen wollte. Charmant kündigte Elias David Moncado Edward Elgars „Salut d’Amour“ den Zuhörern als Liebesgruß für das Jahr 2017 an, bevor er ihn gemeinsam mit Partnerin Shih-Yu Tang ebenso charmant zu Gehör brachte.

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Badische Zeitung | Karin Steinebrunner